Ausbau Motor & Saildrive

Vorbereitung auf die Revision des MD7A & 110S

Beim Kauf haben wir uns weniger über den Motor und Antrieb Gedanken machen müssen, da wir ihn sowieso einer großen Revision unterziehen werden. Die alten Dieselmotoren sind sehr robust und die Technik auch gut nachvollziehbar. So haben wir beim Kauf nicht auf einen Testlauf bestanden. Das Risiko war für uns also überschaubar und wenn dann doch etwas Unerwartetes auftritt, würden wir es während der Revision mit erledigen. Das Einzige was wir getestet haben, war das Durchdrehen der Kurbel-und Nockenwelle mit Hilfe der Handkurbel, sodass wir einen "Kolbenfresser" ausschließen konnten.


Fortschritt

100 %

prozentualer Fortschritt anhand des geplanten Aufwandes

Kosten

161 €

bislang angefallene Kosten, ohne Einmalkosten für Werkzeuge, Stromkosten und Schutzausrüstung

Stand

13.12.2019

letzte Aktualisierung des Seiteninhaltes



Dauer: 16 Std

 

Kosten: 110€ (Kran-/Mietwagen), 10€ (Reinigungsmittel), 41 € (Palette, Balken, Gurtband, Rollbrett)

Hinweis: Die Kosten für die Motorrevision sind nicht mit aufgeführt (s. Kapitel Revision & Teststand )

 

Material: Putzlappen, Auffangbehältnis, Palette, Holzbalken (ca. 2m),  Bretter unterschiedlicher Größe (Höhenausgleich) 

 

Werkzeuge: Maul-/und Ringschlüssel-Set, Inbusschlüssel-Set, kleiner Steckschlüsselkasten, Schraubendreher-Set, Cuttermesser, rückschlagfreier Kunststoffhammer, Hebegurt (Kran), Schwerlast-Rollbrett, Gurtbänder (Transportsicherung), Schaber

 

Schutzausrüstung: Handschuhe


Also ans Werk...

Zwei Monate nachdem wir Malou in Hamburg in Empfang genommen haben und soweit aufgeklart haben, stand der Ausbau von Motor und SD ganz oben auf unserer Prioritätsliste. Da es sich um eine "rustikale" Technik aus den 70ern handelt ist alles sehr gut nachvollziehbar und mit etwas Vorkenntnisse leicht zu überschauen. Die einzige wirkliche Herausforderung war der enge Motorraum, aber durch Zugangsmöglichkeiten durch die Kabine und einem Deckel durchs Cockpit war auch das eine machbare Angelegenheit. Mit den Inspektionsunterlagen und dem Werkstatt-Manual ging es dann ans Werk. 

Vorbereitung: Erstellen eines elektrischen Anschlussplanes

Da schon einiges im Laufe der Jahre an der elektrischen Anlage verändert wurde, haben wir uns einen schematischen Anschlussplan erstellt, um es auch später nachvollziehen zu können, obwohl wir die Elektrik von Grund auf neu gestalten werden. Es ist für uns vielmehr eine Art Dokumentation. Parallel hierzu haben wir gleich alle Leitungen mit Tape und Filzstift am Motor gekennzeichnet

Ausbau von Elektrik-, Wasser-, Dieselleitungen & Bowdenzüge (08/2019)

Als erstes haben wir damit begonnen die Kabel & Leitungen von Motorblock, Anlasser, Lichtmaschine abzunehmen. Da der Starter Akku unterhalb der Vorschiffskoje lag, wurden entsprechend starke Leitungen (135mm²) zum Motorblock geführt, die als erstes weichen mussten. Die Leitungen inkl. Sicherung konnten danach als ganzer Kabelbaum entfernt werden. Einige Leitungen (Masse vom Ground Bus und B+ der LIMA zum Anlasser) hingen nur noch am "seidenen Faden" bzw. waren bereits abgerissen. 

Die Kühlwasserleitungen waren allesamt mit Schlauchklemmen versehen und stark korrodiert, bzw. abgenutzt. Einige Schläuche haben wir daher zerschneiden müssen, um sie zu entfernen. Die Dieselleitungen von Tank bzw. vom Filter zur Dieselpumpe sind mit  Kelchverbindungen und Überwurfmutter gesichert und waren schnell demontiert. Die beiden Bowdenzüge (Kaltstart und Stopp) sind jeweils über eine einfache Klemme am Stellhebel befestigt. Der "Gaszug" hingegen ist mit einer Kugelaufnahme am Stellhebel aufgesetzt. Zum Schluss haben wir noch den Abgasschlauch vom wassergekühlten Krümmer entfernt und einen ersten Eindruck von den auf uns zukommenden Kosten bekommen. Der Abgaskrümmer war längs gerissen.

Ausbau LIchtmaschine, Anlasser & CO (08/2019)

Für eine bessere Zugänglichkeit und um den Motor für den kommenden "Kraftakt" um ein paar Kilogramm zu erleichtern, haben wir die Lichtmaschine und Anlasser, sowie den Luftfilter zusätzlich demontiert. 

Ausbau Motor (09/2019)

Der Getriebekopf des Saildrive ist mit 6 Bolzen am Steuergehäuse des Motors angeflanscht, die vorab gelöst werden müssen. Der Motorblock ist im vorderen Bereich mit zwei Schwingungsdämpfern auf dem Motorfundament gelagert (3 Bolzen pro Aufnahme). Sobald man diese entfernt hat, kann die vordere Querverstrebung entfernt werden. Nun muss nur noch die Antriebswelle entkoppelt werden. Mit Hilfe eines Balkens und leichten Hebebewegungen zur Unterstützung ist das recht gut zu bewältigen. Mit einem Schwerlast-Rollbrett, das auf Höhe des Motorfundaments nivelliert wird, kann der Motor dann nach vorne herausgezogen werden.

Demontage Propeller & Cover (10/2019)

Bevor wir im nächsten Schritt den Saildrive ausbauen, muss zuerst noch der Propeller demontiert werden und das Öl aus dem Saildrive abgelassen werden.

Zum Ablassen vom Öl wird im unteren Teil des Schaftes die Ölablassschraube herausgedreht. Wir haben hierfür einen kleinen Eimer mit Bügel über die Welle gehängt und ca. 1 Std. "austropfen" lassen. Im nächsten Schritt muss die Inbusschraube vom Konus herausgedreht werden und mit Hilfe eines Schraubendrehers, kann dieser dann von der Welle abgeschraubt werden. Der dahinterliegende Propeller kann nun nach hinten von der Welle abgezogen werden. Wer mag, kann dann gleich noch den "Sehnenschneider (kleiner konischer Blechdeckel)" abziehen und die Zink-/ bzw. Magnesiumanode durch Lösen von 2 St. Inbusschrauben abnehmen (Achtung: O-Ring)

Bei uns war die Rumpfabdeckung mit 4 St. Blechstreifen aus Edelstahl und kleinen Senkkopfschrauben, die im Rumpf eingedreht wurden, gesichert. Das Cover kann dann von der Dichtmasse vom Rumpf gelöst und abgenommen werden.

Ausbau Saildrive (10/2019)

Wir haben als erstes den Bowdenzug für die Getriebeschaltung (Vor-Rückwärts) abgenommen, welcher mit einem einfachen Splint und Scheibe am Getriebehebel befestigt ist. Die Dichtung, die Ihr unten seht, sitzt zwischen Getriebe und Steuergehäuse und muss später ersetzt werden. Das Seewasseransaugventil (kleines Bronzeventil) ließ sich nicht mehr bewegen, so dass wir den Schlauch erst abgenommen haben und das Kühlwasser darüber abließen. Nun folgte noch die Demontage des hinteren Schwingungsdämpfers am Getriebekopf, der zusammen mit dem Membran-Klemmring  auf dem Motorfundament aufgeschraubt ist. Nachdem wir alle Schrauben aus dem Klemmring entfernt hatten, konnten wir den Saildrive samt Membran aus seiner Position herausheben.

Vorbereitung zum Abtransport (12/2019)

Nachdem wir den Motor & SD im Niedergang bereitgelegt haben, haben wir bei der benachbarten Werft um Unterstützung, in Form eines mobilen Kranes gefragt und sofort Hilfe bekommen. Das Einzige was wir machen mussten, war eine Palette bereitzustellen. Hierfür ein separates Dankeschön an die Werftkollegen! Mit einer Schlaufe durch den Heisspunkt am Motor und um den SD gelegt, konnte diese dann durch den Niedergang gehoben werden.

Zwischenzeitlich haben wir uns auch Angebote für eine Motorrevision eingeholt und sind uns mit Fa. Haumann Motorenservice in Bremen handelseinig geworden. Also hieß es nun den Motor in einen Transporter zu verladen und dort vorbeizubringen. Das war dann allerdings erst im Dezember 2019, nachdem wir im Hamburger Umland kein Unternehmen gefunden haben, die sich an unseren betagten MD7A heranwagen wollten. Wir werden im Kapitel Revision & Teststand hierauf nochmal zu sprechen kommen.

Letzter Akt (12/2019)

Nachdem der Motor nun in guten Händen war, haben wir noch die restlichen Komponenten demontiert. Der Wassersammler oder auch Schalldämpfer ist am Cockpitboden mit Senkkopfbolzen befestigt und kann aus dem Cockpit heraus abgeschraubt werden. Eine zweite Hand ist sehr hilfreich hierfür, zum Gegenhalten. Das Entlüftungsventil, dass den Wasserrücklauf im ausgeschalteten Zustand in den Motor vermeidet, sitzt oben, gut zugänglich im Motorraum und ist mit zwei Bolzen befestigt. Also kein Problem bei der Demontage. Zum Schluss haben wir noch den Schalt-/ und Gashebel von der hinteren Cockpitwand demontiert und samt der Bowdenzüge entfernt.

ENDE