Acrylglas, oder Polycarbonat?

Diese Frage stellen sich sicherlich alle Bootseigner mindestens einmal in Ihrem Leben. Grundsätzlich unterscheidet man bei den Verglasungswerkstoffen zwischen Acrylaten (PMMA) und Polycarbonaten (PC). Ersteres ist besser unter dem Handelsnamen PLEXIGLAS®, oder auch RESART® bekannt, wohingegen Zweiteres bekannter ist unter den Handelsnamen LEXAN®, oder auch MAKROLON®. Bei beiden Kunststoffen handelt es sich um Thermoplaste die bei "normaler" Temperatur fest sind und mit zunehmender Wärmeeinbringung zuerst in den elastischen, dann in den plastischen und schlussendlich in den flüssigen Bereich übergehen. Für die weitere Betrachtung beschränken wir uns auf die beiden gängigen europäischen Handelsbezeichnungen PLEXIGLAS® und MAKROLON®.

PLEXIGLAS® (PMMA)

Nun wäre es ja auch zu einfach, wenn es nicht noch weitere Unterkategorien der einzelnen Werkstoffe, oder Handelsbezeichnungen geben würde. So gibt es zum einen das PLEXIGLAS®  in unterschiedlichen Qualitätsgraden die von den Bezeichnungen her PLEXIGLAS-XT, oder auch PLEXIGLAS-GS heissen. Das XT steht für extrudiert und das GS für gegossen. Das GS ist die Variante mit den weitaus besseren Werkstofféigenschaften, aber natürlich auch die preislich teuerere Variante (~Faktor 1,5). Dennoch, wer sich für PLEXIGLAS®  entscheidet, sollte im Bootsbereich unbedingt die GS-Variante hinsichtlich der höheren Lösemittelresistenz (Versprödung), der etwas höheren Kratzunempfindlichkeit und der besseren Materialverarbeitung (Schneiden, Biegen) wählen.

 

Das original PLEXIGLAS®  wird im Übrigen von der RÖHM GmbH mit Sitz in Darmstadt entwickelt und vertrieben. Aus markenrechtlichen Gründen wird das Produkt auf dem amerikanischen Kontinent als ACRYLITE® gehandelt und im Rest der Welt halt als PLEXIGLAS®. Neben der Röhm GmbH gibt es weitere Hersteller wie die ALTUGLAS International (Arkema Gruppe), die wiederum weitere Handlesbezeichnungen wie ALTUGLAS®  und ORTOGLAS® ins Spiel bringen.

MAKROLON® (PC)

Die Polycarbonate LEXAN® , oder auch MAKROLON®  genannt, weisen in Gänze eine sehr viel höhere Schlagfestigkeit auf als PLEXIGLAS®  und werden daher gerne als Schutzscheiben oder Datenträger (CD) verwendet. Allerdings sind die Polycarbonate (PC) aber auch anfälliger gegen Kratzer und Lösemittel, sowie UV-Stahlung (Vergilbung). Also alles Eigenschaften die wir gerne an Bord haben möchten, bzw. eben nicht.

Leider kann man bei der Lösemittelresistenz nicht pauschal sagen, dass dies immer so ist, da einige spezielle Löse-/ und Reinigungsmittel sich  unterschiedlich auf PC und auch PMMA auswirken. Da kann man letztendlich nur auf chemische Beständigkeitslisten zurückgreifen und sich das entsprechende Mittel heraussuchen (s. u. Weblinks).

 

 MAKROLON®  ist der eingetragene Markenname der BAYER AG seit 1953 und LEXAN®  der Handelsname des SABIC-Konzerns. Ursprünglich wurde 

LEXAN® entwickelt und eingetragen durch die Kunststoffsparte von General Electric (GE).

Weblinks für Interessierte

Wer sich näher mit den Kennwerten und Eigenschaften der beiden Werkstoffe auseinandersetzen möchte, kann Detailwissen unter folgenden Links kostenfrei erwerben:

Die wesentlichen Vor-/& Nachteile von beiden Kunststoffen

Als wir uns mit der geeigneten Materialwahl beschäftigt haben, wurde uns zuersteinmal etwas "schwindelig". Eine Unmenge von wesentlichen Eigenschaften hat uns dann dazu gebracht die u.s. Gegenüberstellung zu erstellen und für alle verfügbar zu machen, um die Auswahl etwas zu vereinfachen:

Vorteile und Nachteile zwischen Plexiglas und Makrolon

Materialwahl für den maritimen Anwendungsbereich

Nun kommt die Qual der Wahl, oder eben auch nicht!  Wenn man sich die Vorteile und Nachteile für die maritime Anwendung der Werkstoffe anschaut überwiegen die Vorteile auf Seiten von PMMA. Auch wenn PC sicherlich einige hervorzuhebende Eigenschaften aufweisen kann, kommt für uns im maritimen "Normalbereich" nur PMMA, sprich PLEXIGLAS®  in Frage und zwar in der gegossenen, höherwertigeren GS-Variante.