Das Thema des Wetterschutzes hat uns von Anfang an beschäftigt und nachdem wir unsere letzte Hoffnung auf einen Hallenliegeplatz aufgegeben haben und keine Zeltkonstruktionen auf dem Werftgelände erlaubt sind, mussten wir Malou anderweitig vor Wind und Wetter, aber allem vor Regen schützen. Wir haben somit anfänglich versucht nur die notwendigen Beschläge von außen abzunehmen. Das temporäre Versiegeln von Öffnungen und Durchbrüchen mit Tape und Dichtmasse war semi-erfolgreich und musste auch ständig erneuert werden. Daher stand nach der ersten Wintersaison fest, dass für die nächsten Refit-Schritte ein Wetterschutz her muss.
100 %
prozentualer Fortschritt anhand des geplanten Aufwandes
863 €
bislang angefallene Kosten, ohne Einmalkosten für Werkzeuge, Stromkosten und Schutzausrüstung
25.09.2020
letzte Aktualisierung des Seiteninhaltes
Dauer: 12 Std (Aufbau Deckgestell, Plane auflegen sichern (2x), Scheuerschutz und Lüftungsrohre anbringen)
Kosten: 604€ (Deckgestell), 134€ (Plane), 113€ Befestigungsmaterial, 12€ (Lüftung & Isolierung), Nerven unbezahlbar :)
Material: Deckgestell NOA 9m, Plane 12x6m NAVYLINE, 3St. 20m Tampen 6mm, 48 St. Planenclipse, 2m Rohrisolierung, 2 KG-Rohre 500mm, Klebeband
Werkzeuge: Maulschlüssel-Set & Inbus-Schlüssel-Set (Zusammenbau Deckgestell), Schraubendreher, Cutter-Messer, Kunststoff-Hammer, Feuerzeug (Tampenenden verschmelzen), Wasserwaage
Was wir also von vornherein ausschließen können, war ein Hallenliegeplatz und/oder eine feste Zeltkonstruktion. Zusätzlich sind auf unserem Stellplatz keine fest verankerten oder abgespannten Planen erlaubt, damit die Boote flexibel umgestellt werden können.
Das schränkt die Auswahl und Art des Wetterschutzes schonmal soweit ein, dass wir uns bei der Suche auf Planengestelle konzentrieren können.
Grundsätzlich werden Planengestelle in drei Kategorien unterteilt. Bei der ersten Kategorie handelt es sich um einfache A-Gestelle und sind die einfachste Form. Die Rahmenstützen werden einfach auf das Deck & Kajütaufbau gestellt und stützt sich im besten Falle zur Süllkante hin ab. Die nächste Kategorie sind die Deckgestelle, die wie ein A-Gestell aufgebaut sind, aber mit zusätzlichen Schraubklemmen an Bug-/ und Heckkorb versehen werden. Die letzte Kategorie sind die Überhanggestelle, die als Grundgerüst wie ein Decksgestell aufgebaut sind, aber über zusätzliche vertikale Stützstreben verfügen, die sich auf dem Deck abstützen und die darüber laufenden Streben über die Süllkante hinweg nach außen führen. Zusätzlich werden diese außenbords mit einem umlaufenden Rohr verbunden. Was alle Gestelle natürlich noch gemeinsam haben, ist ein steckbares und durchgehendes horizontales Rohr (Dachfirst), welches der Konstruktion die notwendige Steifigkeit verleiht. Wir erlauben uns auf Katalogmaterial von dem schwedischen Hersteller NOA Aluminium SE zurückzugreifen, um die unterschiedlichen Formen mit Ihren unterschiedlichen Merkmalen einmal darzustellen.
A-Gestelle sind die kompakteste Form der Planengestelle und preislich am attraktivsten. Die Abstützung erfolgt auf dem Deck & Kajütaufbau.
Benötigt eine zusätzliche Sicherung / Abspannung zum Deck.
Unsere Wahl fiel später auf diesen Gestelltyp, da er preislich im mittleren Segment liegt und bei Bedarf zu einem Überhanggestell erweitert werden kann. Zusätzliche Schraubklemmen an Bug-/& Heckkorb sichern das Gestell an Deck.
Ähnlicher Aufbau wie das Deckgestell. Durch zusätzliche Vertikalstützen und umlaufendem Rohr auf dem die Plane aufliegt, entsteht ein "Luftspalt" zwischen Bordwand und Plane, sodass die Luft sehr gut zirkulieren und Kondensat gut ablüften kann. Preislich aber auch die teuerste Variante der Planengestelle.
Wie schon erwähnt, haben wir uns für eine Deckgestell von 9 Meter Länge vom Hersteller NOA entschieden, welches wir dann über OUTMAR aus Süddeutschland bezogen haben. Die Lieferzeit mit fünf Wochen hielt sich noch in Grenzen zu Pandemiezeiten.
Wir haben auch darüber nachgedacht ein Planengestell selber zu bauen, aus Rohren bzw. einer Holzkonstruktion, aber wir wollten ein zuverlässiges und bewährtes Prinzip als Gestell haben und die Zeit lieber in den Refit von Malou investieren.
Eine größere Herausforderung war dann die vermeintlich einfache Bestellung einer Plane, da die Produktion aus Pandemiegründen zwischenzeitlich eingestellt wurde und die passende Plane von 10x6 m auf absehbare Zeit nicht lieferbar sein wird.
Planen gibt es diverse, die sich von Hersteller zu Hersteller in Gewebeart, Gewicht, Farbe, mit oder ohne Ösen, etc. voneinander unterscheiden. Die für uns wesentlichsten Merkmale waren, dass es eine helle und stabile Plane, sprich > 250g/m² sein soll, die mit Ösen umlaufend versehen ist und nicht ausfransen kann. Das wesentlichste Merkmal war aber natürlich, dass die Plane wasserabweisend ist.
Wir haben uns dann notgedrungen für eine größere weiße Gewebeplane in den Abmaßen 12x6m und einem Gewicht von 260g/m² der Marke NAVYLINE entschieden, die wir später durch Falten im Bugbereich auf 10m verkürzt haben.
Wir haben etwas Internetrecherche betrieben, wie wir die Plane am besten abspannen können. Und so haben wir uns anfänglich für Clipse entschieden, die durch Klemmbacken an der Plane befestigt werden und zum Sichern von Planen gedacht sind.
Zusätzlich haben wir zwischen den Trailerstützen Meterware Planentampen längs und quer gespannt, um daran die Tampen, die durch die Enden der Clipse geführt werden, nach unten zu sichern.
Wenn ihr nun ein ähnliches Prinzip verfolgen wollt, lest bitte vorher unten den Abschnitt der "Dacheindeckung", da sich unsere Plane bzw. die Clipse beim ersten kräftigeren Sturm gelöst hat/haben, was aber wohl u.a. durch unsere Faltung im Bugbereich und in Längsrichtung verursacht wurde.
Das Deckgestell wurde auf dem Postweg in einer Verpackung von 2,5 m Länge angeliefert. Es ist recht leicht, da es aus einer AL-Legierung hergestellt wird. Die Anleitung ist gut verständlich, so dass wir direkt mit der Montage der Einzelteile loslegen konnten. Das Prinzip ist bei allen Streben das Gleiche. Zuerst werden die beiden Halbschalen der Firstverbinder auf der einen Seite des Rohrs montiert. Das andere Rohrende erhält eine Klemme, die einfach auf das Rohr aufgesteckt wird. Zum Schluss wird dann nur noch das dünnere Rohrstück (Fuß) eingeschoben, ungefähr auf Länge eingestellt und mit einer Flügelmutter gesichert. Das wiederholen wir 7x. Die Ausnahme bildet hier die Aufnahmen für Bug-/ und Heckkorb (4x). Hier werden an den Enden zusätzlich runde Halterungen (Halbschalen) an der Reling befestigt . Wir haben uns von achtern kommend zum Bug vorgearbeitet und zum Schluss das Firstrohr zusammengesteckt, eingeschoben und gesichert. Mit Hilfe der Teleskopstützen haben wir dann das Firstrohr geradlinig und horizontal ausgerichtet.
Als der Postboot uns die Plane an die Haustür verbracht hat, konnten wir das Gewicht in seinen Augen absehen. Die Plane mit Verpackung wiegt rund 20 Kg und ist schon ein kleines Schwergewicht und nicht einfach zu bändigen, wenn Wind ins Spiel kommt.
Wir haben daher einen einigermaßen windstillen Tag abgewartet. Die Plane haben wir zuerst der Länge nach entfaltet und dann auf dem First Stück für Stück in Längsrichtung abgewickelt. Die überstehenden zwei Meter mussten wir dann am Bug einfalten und unterhalb nach achtern ziehen.
Im nächsten Schritt haben wir die Plane an beiden Seiten doppelt gelegt und mit ca. 50 St. Clipse ringsherum befestigt und unter dem Rumpf abgespannt. Zur Absicherung, falls sich doch mal ein Clip lösen sollte, wurden alle Clipse mit einem Tampen durchgehend gesichert. Vorab, das war ein fataler Fehler oder besser gleich zwei Fehler! Dazu aber gleich mehr. Die Plane saß noch recht stramm an der Außenhaut, aber wir waren erstmal froh, endlich ein Dach über dem Kopf zu haben und das Finetuning wollten wir dann am nächsten Tag vornehmen. Zum Schluss haben wir noch 2 St. KG-Rohrstücke am First befestigt, damit die Luft unter der Plane zirkulieren und Kondensat entweichen kann.
Unglücklicherweise oder auch zum Glück, hatte es in der Nacht gestürmt und somit hat unser Wetterschutz seine erste Bewährungsprobe erhalten.
Als wir am nächsten Tag ankamen, haben wir die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Die Plane war komplett heruntergeweht. Die Clipse hatten sich von der Plane gelöst. Glücklicherweise waren die vier einzelnen Tampen die wir am Bugkorb mittel der Ösen befestigt haben noch an Ort und Stelle.
Kurze Fehleranalyse: Die Klemmkraft der Klammern ist zu gering, um eine gefaltete Plane zu sichern (unser 1. Fehler). Unser 2. Fehler: Alle Clipse untereinander mit einem durchgehenden Tampen zu sichern (wenn einer versagt, versagen alle anderen mit - Dominoeffekt).
Nachdem wir nun das Desaster verdaut haben, mussten wir von vorne beginnen, was uns sehr geärgert hat. Aber aus Schaden wird man bekanntlich klüger und so sind wir auf das alt bewährte Prinzip "Tampen durch Öse" zurückgegangen. Wir sichern seitdem nur noch den Bugbereich mit den Clipsen, um die Faltung zusammenzuhalten, ohne das diese Zugkräften ausgesetzt sind. Dort wo Zugkräfte wirken, sichern wir auf herkömmlichen Wege mit Tampen unterhalb des Rumpfes und zum Trailer hin abgespannt. Seitdem sitzt die Plane gut und sicher auf dem Gestell und lässt nun auch Luftzirkulation von unten zu. Nur eines haben wir danach noch angebracht und zwar, kleine Stücke Schaumstoff-Isolierungen auf den Enden der Relingstützen, sodass die Plane durch Bewegung nicht schamfilt.